Angefangen: 10.10.2024 Der Stralauer Fischzug. Lustspiel. Großer Bierkeller zu Berlin, Bürger sitzen an Tischen umher bei hohen Krügen, sie essen und würfeln, in der Mitte sitzen die vier Zunftmeister auf einer breiten Bank in ledernen Hosen sehr ernsthaft. Ein Bürger. Ach wie dürstet Herz und Zunge Nach dem frischen Kufenbier, Bring ein Krüglein, lieber Junge, Ich verschmachte sonst noch hier. Kellerknecht. Harre, harre auf die Probe, Ob es klebet an den Hosen, Obs der Bürgermeister lobe. Vor dem Frühling keine Rosen. Ein Zunftmeister. Es schlägt eben, kommt er nicht, so muß einer von uns kosten. Der andre. Und der Bürgermeister trifft richtig ein. (Bürgermeister Arm tritt ein,) Arm. Das heißt Pünktlichkeit in Geschäften. Nun, klebt ihr? Erster Zunftmeister. (aufstehend) Es kracht, - ich klebte ???. Zweiter. (aufstehend) So hab ich noch nie geklebt, und probe doch schon das Bier seit vierzig Jahren. Dritter. (aufstehend) Ich kann kaum in die Höhe, nun, nun, man merkt doch gleich ein gesegnetes Jahr und wohlfeiles Malz. Vierter. (aufstehend) Au weh, die Hosen haben achtzig Jahr mir, dem Vater und dem Großvater gedient, - nunsind sie doch zerrissen, - in dem Biere muß Leim sein. Dicker Bauer. Ja ja, der wahre Leim, der Leib und Seele zusammenhält. Arm. Ich werde kosten. (trinkt) Gut, - sehr gut, - über alle Beschreibung gut. - Schreiber, setz er sich, schreib er: Wir Bürgermeister und Rath der Stadt Berlin erklären hiermit das im März vom Brauer Vollsack ausgebraute Bier für untadelig, echt klebend, wohl gegohren, nach der ??? vom heutigen Tage an überall im Weichbilde der Stadt schenkbar. Dicker Bauer. Dem Herrn Bürgermeister solls wohl aufschlagen. Bürger. Vollsack hoch! (Es wird eingeschenkt.) Chor. Brausend strömt die Kraft, verbunden Milde Gerste, bittrer Hopfen, Wie zwei Freunde, die verbunden Ihrem Feind den Mund zustopfen! Wenig sagen, vieles denken Läßt sich bei dem Biereinschenken. Zunftmeister. (lacht) Das war ein guter Spruch, paßt aber nicht auf Berlin und Cölln, find nicht wie Hopfen und Malz verbunden, vielmehr glaube ich, daß Hopfen und Malz wird verloren sein. Zweiter. Was meint ihr, die viele Ruhe ist mir lange bedenklich. Dritter. Die Herren Bürgermeister sind so unter sich, karten alles so ab, wir wissen nicht mehr was vorgeht. Vierter. Ihr seid wohl Narren, nichts geht vor als daß mir die Hosen gerrissen sind. Erster. Du siehst immer alles himmelblau. Arm. Was habt ihr wieder, was macht euch bei dem frischen Biere so bekümmert, was Neues von den ???? Erster. Ich wüßte nciht, wir meinen ihr wüßtet wohl mehr, aber ihr wollt nichts sagen, wir werden allmälig so über Zeit geschoben, seitdem der Cöllner Bürgermeister Herr Reich bei euch so aus- und eingeht. Zweiter. Und dann zum Schlosse fährt, beim Kurfürsten an der Tafel ißt, da wagt dann keiner was zu sagen. Arm. Ich weiß von nichts, - ich werde nicht bei Hof gebeten, - mich sehn sie über die Achseln an, - es ist doch unrecht daß der Kurfürst mir kein gutes Wörtchen gegeben als er das neue Schloß zu bauen anfing, er hat doch müssen durch die Mauer brechen, wenn auch das Ufer ihm gehörte um durch die Stadt dahin zu kommen. Erster. Unsre Mauern bricht er ein, - wir wissen hier von nichts, - kleben unsre Hosen fest, - ihr leidet das Herr Bürgermeister? Vierter. Laßt doch, - ich habs gesehen, das Stückchen Mauer hilft uns nicht zur Sicherheit, der Kurfürst läßt sich eine Thür da bauen um durch die Stadt zu kommen, beim Bau hat unsre Stadt gar gro0en Verdienst, der Bau wird hoch, ansehnlich, zwölf Ellen dicke Mauern. Erster. Zwölf Ellen, - daß mich der Schlag rührt, - ihr merkt noch nichts, - die Cöllner sind daran gewöhnt solche Brille auf der Nase zu haben, - sollen wir uns eine Ruthe auf den Hintern binden. Vierter. Besonders mir wärs böse bei meinen zerrissenen Hosen. Zweiter. Laßt euer Spaßen, - das schickt sich gar nicht, wenns Unglück da ist werdet ihr auch das Lachen verlernen. Herr Bürgermeister, wenn ihr das leidet, - ich setz einen Hundsfott darauf. Arm. Wie werd ichs leiden, wir kennen uns ja besser, wir müssen gleich auf Mittel denken, was ist zu thun. Viele Bürger. Was giebts ihr Herren, schlimme Neuigkeiten? Erster Zunftmeister. Der Kurfürst will uns unterdrücken, sind wir nicht eine freie Stadt, im Hanseatischen Bunde haben wir unsern Sitz, wir schlagen Münzen, haben unsre Mühlen, wir haben unsre eigene Besatzung - wir wollen uns kein festes Schloß hier mitten unter uns erbauen lassen. Bürger. Stünd ich nur fest, ich riß es heut noch nieder. Arm. Und freien Durchzug mit den Reisigen durch unsre Stadt verlangt der Kurfürst, - das heißt, um zu dem Schlosse zu gelangen. Zweiter Zunftmeister. Das fehlte noch. Dritter Zunftmeister. Hört Kinder, ich habe gutes Holz auf meinem Zimmerhofe, ich schlag ihm heut noch Pallisaden vor das Loch in unsrer Mauer, will er sie brechen, wir stehen Wacht dabei, wir stehen unsern Mann, eine scharfe Art fürchtet sich vor keinem Schwert. Bürger. Frisch drauf, heut muß es sein, gleich. Arm. Die Cöllner sollten wir doch auch noch rufen, der Bürgermeister Reich ist in unsrer Näh, beim Probst, schickt hin zu ihm, er muß mit gutem Rath zu Hülfe kommen und seine Bürger zu uns senden. Dritter Zunftmeister. Wir brauchen nicht die Cöllner, wir sind schon stark genug. Arm. Es ist nicht um Stärke, es ist um den Verdruß, wenns Händel mit dem Kurfürsten giebt. Vierter Zunftmeister. Ja Kinder, um den Verdruß, ich will ihn rufen. (geht ab) Arm. Wir werden hören, wie Reich bei Hofe ist belehret worden über diesen Bau zu sprechen, ich sah ihn heute Mittag von dem alten Schloß kommen, sie haben heute gut gegessen und getrunken, der Küchenmeister hat es mir gesagt und lang hat der Kurfürst mit dem Bürgermeister Reich gesprochen, ihm die Knöpfe an der Weste ganz vertraulich aufgedreht und wieder zugeknöpft. Erster Zunftmeister. Auch zugeknöpft! - Das sind Durchstechereien, darum trägt auch der Reich die Nase so hoch. Ein Bürger. Das darf er auch, denn er trägt sieben Wunden für die Stadt, hat sich vor allen tapfer gehalten, ich war dabei, als er den einen ??? von dem Sattel rannte, daß er die Beine gleich gen Himmel streckte. Erster Zunftmeister. Nun meinetwegen, das taugt da draußen, hier innen taugt das nicht, ich wollt er trieb ein ordentliches feines Handwerk, was geht er immer mit dem Pfaffen und liest in dicken Büchern die kein Mensch versteht, er brütet so was Heimliches. (Reich tritt ein.) Reich. So spät ihr Herren haltet ihr hier Rath, die Geister scheinen mir zu sehr in Wallung, beim guten Bier läßt sich wohl prophezeihen, doch guter Rath kommt über Nacht. Arm. Sie wollens aber gar nicht länger dulden, daß uns der Kurfürst eine Brille auf die Nase setzt, sonst wär es freilich besser abzuwarten. Reich. Eine Brille! So besser könnt ihr sehen Freunde. Erster Zunftmeister. Wir sehen daß er uns die Haut will über die Ohren ziehen. Reich. Ihr sprecht als Schlächter; und schreit nicht so, denn ich habe keine Haut über den Ohren. Erster Zunftmeister. Wir wollen das neue Schloß nicht dulden, wir wollen kein Loch in unsrer Mauer. Dritter Zunftmeister. Pallisaden wollen wir vorstecken. Reich. Sprecht nur darum mit eurem Kurfürsten, in allem Billigen will er euch gern gewähren, er meint es gut mit euch. Bürger. Nichts da von Unterhandeln, das Heimlichsprechen, das Essen bei Hofe soll einmal zu Ende gehen, gleich fort, wir wollen schon allein das Loch verstopfen. Dritter Zunftmeister. Wenns fertig ist, dann laßt uns unterhandeln, und zwar erst mit Cölln, nichts wollen wir mehr mit Cölln zu schaffen haben, es soll ein eignes Rathhaus sich erbauen, wir können unseres allein schon brauchen. Reich. Ihr fangt zu viel an auf einmal, wollt uns und auch dem Kurfürst Händel machen. Arm. Nehmts nicht so ernst, die Leute sind erhitzt,